Die Komposttoilette

Anleitung Komposttoilette

Vor kurzem wurde ich gefragt, ob ich Bücher zum Thema „Komposttoilette“ hätte. Dem war so. Weil ich darüber hinaus auch etwas Zeit und Interesse hatte, habe ich noch eine Kurzanleitung für Komposttoiletten-Anfänger entworfen. Damit wäre die Geschichte eigentlich schon erzählt, wenn, ja wenn es für besagte Toilette in der nebenstehenden Anleitung schon ein Häuschen gegeben hätte.

Vorab: Es existieren viele verschiedene Lösungen für Komposttoiletten. Einen recht guten Überblick dazu bieten Berger und Lorenz-Ladener [2008] in Kompost-Toiletten: Sanitärtechnik ohne Wasser. In diesem Beitrag soll es aber um den speziellen Typ der Eimer-Komposttoilette gehen, der von Jenkins [2006] in seinem ebenso detaillierten, wie humorvollen The Humanure Handbook: A Guide to Composting Human Manure beschrieben wird.

Komposttoilette nach Jenkins

Bei dem Toilettentyp nach Jenkins wird die Toilette vom Kompostiervorgang getrennt. Der Vorteil liegt darin, dass sich Letzteres dadurch wesentlich einfacher gestaltet. Ebenso vereinfacht der Umstand, dass hier keine Urinabtrennung stattfindet. Beides, Fezes und Urin, werden gemeinsam im Eimer von einem Toilettensubstrat, z.B. Kleintierstreu, sicher und geruchlos gebunden. Der eigentliche Kompostierungsprozess, in dem aus dieser Mischung ein wohlriechender und gesundheitlich unbedenklicher Humus wird, soll an dieser Stelle nicht Thema sein und kann bei den bereits erwähnten Quellen, sowie in dem sehr informativen Buch von Dunst [2015] Kompostierung und Erdenherstellung - Praxisbuch und Anleitung für Hausgarten, Landwirtschaft, Kommune und Profi nachgelesen werden.

Warum eine Eimer-Komposttoilette?

Die Entscheidung für die Eimer-Komposttoilette gründet auf der hohen Fehlertoleranz und dem geringen Aufwand. So ist es keine Tragödie, wenn ein Kompost mal nicht die hygienisierenden Temperaturen in dem notwendigen Zeitintervall erreicht. Einfach zwei oder drei Jahre länger stehen lassen und es kommt immer noch unbedenklicher Humus heraus. Im Zweifelsfall kann seine Anwendung aber auch auf nicht essbare Pflanzen beschränkt werden. Und wenn ein Kompost mal voll ist, dann ist daneben schnell noch ein weiterer errichtet.

Bei einem kombinierten System, wo sich der Kompostraum unter der Toilette befindet, ist dies alles nicht so trivial. Im schlimmsten Fall muss jemand halbvergammelte Fäkalien aus dem entsprechenden Raum entfernen, um sie außerhalb nachzukompostieren. Bei dem Eimer-System geht es maximal um die Leerung eines Eimers, der bei Benutzung eines kompostierbaren Beuteleinsatzes noch nicht einmal gesäubert werden muss. Diese überschaubare und einfache Aufgabe kann leicht weiterdeligiert werden.

Ein Gemeinschaftsgarten braucht eine Komposttoilette

In einem Gemeinschaftsgarten in Thüringens Landeshauptstadt Erfurt sollte aus Anlass einer baldigen Veranstaltung ein zweites Toilettenhäuschen errichtet werden. Eins stand bereits da, gebaut mit Hingabe, aber etwas windschief. Innen gab es eine Eimertoilette, allerdings ohne Eimer und (noch viel schlimmer) ohne Einstreu. Kurz: Ein müffelndes Mini-Plumsklo.

Während sich das Mini-Plumsklo mit einem Eimer und etwas Einstreu zu einer geruchsfreien Komposttoilette aufwerten lies, war die Errichtung eines weiteren Toilettenhäuschens nicht ganz so simpel. Zwar hatte ich schon Hochbeete gebaut und sogar ein Tomaten-Schutzhaus, aber ein kleines Haus mit Boden, Dach und Tür, das war für mich neu. Glücklicherweise habe ich eine frei verfügbare Bauanleitung gefunden, die einen sehr guten Eindruck machte. Die Anleitung stammt vom Tischler Schiessl [2015] aus Taucha bei Leipzig, bei dem man auch fertige Toilettenhäuschen erwerben kann.

Von der Planung bis zur Fertigstellung - Ein Toilettenhäuschen entsteht

Nach der Vertiefung in die Anleitung habe ich die Materialkosten kalkuliert und bin zusammen mit der eigentlichen Toilette auf knapp 500 € gekommen. So viel Geld war glücklicherweise auch vom Gemeinschaftsgarten verfügbar. Dann ging es ans Einkaufen und schließlich ans Bauen. Die Mithilfe einiger hilfsbereiter Menschen hat die letzten zwei Punkte erheblich beschleunigt. Der Bau des Häuschens ist in der nachfolgenden Abbildung kurz dokumentiert:

Baudoku Kompostklo

  1. Aus diesem Holz soll das Bauwerk gefertigt werden.
  2. Nachdem die Holzteile laut Anleitung zugeschnitten wurden, werden die beiden seitlichen Rahmen mit Verbindungseisen und Winkeln zusammengeschraubt.
  3. Hier sind bereits die Rauspundbretter an beide Rahmen angenagelt.
  4. Beide Seitenteile werden, auf Pflastersteinen stehend, miteinander verbunden.
  5. Hier ist schon die Rückwand angenagelt und das Kunststoffdach oben auf.
  6. Zum Schluss kommen noch die Tür und die Dielen für den Boden hinzu, sowie der unverzichtbare Komposter im Hintergrund, hier aus Einwegpaletten.
  7. Ganz zum Schluss kommt der Innenausbau, bestehend aus dem Toilettengehäuse, dem Substratbehälter und aus Kleinigkeiten wie einem Toilettenpapierhalter, einem Handfeger und einem Restmülleimer (für alles nicht biologisch Abbaubare).

Fertigstellung und wichtige Features

Alles in allem verlief der Bau ohne Probleme und ich bin mit dem fertigen Toilettenhäuschen sehr zufrieden. Insbesondere das transparente Dach sorgt auf dem stillen Örtchen für eine freundliche und helle Atmosphäre. Dies geht natürlich nur dort, wo niemand von oben reinschauen kann. Alternativ kann man ein blickdichtes Dach wählen und dafür seitliche Fenster unter dem Dach einbauen. Das zusätzliche Brett über der Tür ist übrigens zum Schutz vor Schlagregen angebracht.

Das Toilettengehäuse und die dazu passenden Eimer, für einen schnellen Wechsel sollten mindestens zwei Eimer zur Verfügung stehen, habe ich übrigens bei TriaTerra erstanden. Dort propagiert man das Terra Preta Sanitation Verfahren, was mit Urinseparation, sowie mit Pflanzenkohle und Bakterienzusätzen arbeitet, um letztendlich ein Bodensubstrat, vergleichbar der indigenen Schwarzerde Terra Preta, herzustellen. Interessierte an diesem etwas komplexeren Verfahren seien hiermit auf das umfassende Werk von Otterpohl, Bettendorf und Wendland [2015] Terra Preta Sanitation 1 - Background, Principles and Innovations verwiesen. Des Weiteren lassen sich auch bei Gerald Dunst [2015] wertvolle Informationen zur Herstellung von Terra Preta Substraten finden.

Fazit

Für mich war der Bau des Toilettenhäuschens eine schöne und wertvolle Erfahrung. Obwohl klein in seinen Ausmaßen, so ist mein erstes Haus doch groß in seiner Bedeutung. Zumindest was das Recht auf eine gemütliche Toilette angeht und hinsichtlich der Schließung von Nährstoffkreisläufen. Übrigens, rein rechtlich sind in Deutschland zwar für alle Wohnungen Spültoiletten vorgeschrieben, aber es steht nirgends geschrieben, dass man diese auch benutzen muss. Wie es Mark Boyle in seinem Moneyless Manifesto sinngemäß schrieb: Wer noch nichtmal eine Komposttoilette benutzt, braucht von Nachhaltigkeit gar nicht anzufangen. In der Tat braucht es für den Betrieb einer Komposttoilette tatsächlich nur die dauerhafte Versorgung mit Einstreu und etwa zwei Quadratmeter Fläche für die Kompostierung. Ist alles nicht ohne Aufwand, aber es erscheint doch im Ganzen einfacher als die Aufrechterhaltung der notwendigen Infrastruktur, die hinter einer Spültoilette steckt.

Quellenverzeichnis

Berger, Wolfgang, und Claudia Lorenz-Ladener, Hrsg. 2008. Kompost-Toiletten: Sanitärtechnik ohne Wasser. 1. Auflage. Staufen bei Freiburg, Br.: Ökobuch. http://www.berger-biotechnik.de.

Dunst, Gerald. 2015. Kompostierung und Erdenherstellung - Praxisbuch und Anleitung für: Hausgarten, Landwirtschaft, Kommune und Profi”. 1. Auflage. Riedlingsdorf, Österreich: Sonnenerde - Gerald Dunst Kulturerden GmbH. http://www.sonnenerde.at.

Jenkins, Joseph. 2005. The Humanure Handbook: A Guide to Composting Human Manure. 3. Aufl. Grove City, PA 16127 USA: Chelsea Green Pub Co. https://humanurehandbook.com. Deutsche Zusammenfassung: https://humanurehandbook.com/downloads/Humanure_Manual_German.pdf

Otterpohl, Ralf, Torsten Bettendorf, und Claudia Wendland, Hrsg. 2015. Terra Preta Sanitation 1 - Background, Principles and Innovations. Osnabrück, Germany: Deutsche Bundesstiftung Umwelt. https://www.dbu.de/phpTemplates/publikationen/pdf/180615110354odmi.pdf.

Schiessl, Samuel. 2015. Anleitung zum Selbstbau einer Toilettenhütte. 1. Aufl. Taucha bei Leipzig: Sam Handwerk. https://www.holz-komposttoilette.de.


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