Datenströme

Der Wechsel von Wordpress zu Pelican, welcher diesen Seiten auch ein neues Aussehen verpasste, hatte einen vorwiegend gefühlsmäßigen Grund. Dieser lag in der Einführung von Blöcken in Wordpress. Ein tolles neues Werkzeug, dass die Erstellung von Artikeln enorm erleichtern sollte. Ich war jedoch zufrieden mit dem alten Weg. Ich brauchte keine neue Methode. Um es kurz zu sagen, ich verweigerte mich dieser Weiterentwicklung — man muss ja nicht alles mitmachen — und kanalisierte die dadurch angestaute Energie in die Suche nach Alternativen. Bei dieser Suche ergaben sich aber auch ein paar objektive Vorteile, die für meinen Abschied von Wordpress sprachen.

Das Redaktionssystem Wordpress

Abbild der alten Stoffstromer-Seite

Den Blog Stoffstromer habe ich Anfang 2011 online gestellt. Damals noch direkt bei dem von Automattic in 2005 gegründeten WordPress.com, einem kommerziellen Anbieter der neben bezahlten Services auch kostenlose Blogs auf Basis der 2003 geschaffenen und ständig weiterentwickelten Freeware Wordpress anbietet. In der nebenstehenden Abbildung sieht man das alte, auf Wordpress basierende Layout dieses Blogs.

Mit Wordpress, sei es nun auf WordPress.com oder bei einem anderen Anbieter, kann man so ziemlich alles betreiben. Foren, Fotogalerien, Internet-Shops und eben auch die unter dem Kürzel ‘Blog’ bekannten Weblogs, tagebuchartigen Einträgen in chronologischer Ordnung. Als Betreiber eines Wordpress-Blogs kann man seine Einträge auf einer Online-Oberfläche direkt erstellen und veröffentlichen. Daneben kann man das Aussehen und die Funktionen des eigenen Blogs durch eine große Auswahl an verschiedensten Themen und Plugins persönlich anpassen. Auch ist es möglich, das mehrere Autoren sich einen Blog teilen und gemeinsam darauf ihre Einträge veröffentlichen.

Die energetischen Kosten von Wordpress

Wordpress und ähnliche Systeme wie Joomla, TYPO3 und Drupal arbeiten im Hintergrund mit Datenbanken. Die darin gespeicherten Inhalte werden beim Aufruf der Seite flexibel in einer vorgegebenen Form generiert. Das ist mit einigem Rechenaufwand verbunden, insbesondere wenn über den eigentlichen Inhalt hinaus noch weitere Komponenten einzufügen sind. Dazu gehören zum Beispiel Kommentarfelder, Aufrufstatistiken, Anbindungen an (a)soziale Netzwerke, oder auch Werbung.

Neben der ganzen Rechnerei müssen die vielen Daten auch noch übertragen werden. Man kann sich mal den Spaß machen, auf einer solchen Seite per Rechtsklick und Seitenquelltext anzeigen, zu schauen was da alles übertragen wird um einen manchmal doch recht kurzen Text anzuzeigen. Natürlich, die Datenmenge ist im Vergleich zu einem Katzenvideo oder anderen fragwürdigen Inhalten lachhaft klein. Aber auch hier entstehen Kosten in Form von Zeit und Energie, soll heißen die Übertragung dauert länger und der Stromverbrauch steigt. Zwar fällt das bei hohen Übertragungsraten nicht auf und das irgendwo auf dem Weg der Stromverbrauch steigt sowieso nicht. Dennoch, es summiert sich.

Jetzt stehen diesen Kosten aber auch diverse Nutzen gegenüber. Mit Wordpress und Co war es noch nie so leicht die eigenen Inhalte ins weltweite Netz zu stellen. Kommentarfunktionen erlauben einen direkten Austausch zu den erzeugten Inhalten. Und deren schnelle Verbreitung wird durch die Anbindungen an soziale Netzwerke extrem befördert. Mit Zugriffsstatistiken kann man die Verbreitung der eigenen Inhalte ansatzweise feststellen und wenn genügend Besucher vorbeischauen, lässt sich mit externer Werbung auch noch ein wenig Geld verdienen.

Für meinen Blog sind diese Nutzen allerdings irrelevant. Es soll hier kein Geld verdient werden, die Anzahl der Besucher und wer diese sind, muss niemand wissen und wenn jemand die Inhalte teilen will, dann lässt sich das auch über die Permalinks der jeweiligen Artikel machen. Für Fragen oder Hinweise zu diesen steht meine E-Mail-Adresse im Impressum und entsprechende Kommentare lassen sich dann zum jeweiligen Artikel manuell hinzufügen. Insofern gab es bei einer Migration von Wordpress, hin zu einer anderen Lösung, nichts zu verlieren, sondern nur zu gewinnen.

Der Seitengenerator Pelican

Pelican ist einer von vielen Generatoren für statische Internetseiten. Der bekannteste davon dürfte Jekyll sein, welcher vom Umfang her gleich viel oder noch mehr als Pelican bietet, inklusive der Migration von Wordpress. Die wiederum emotionale Entscheidung für Pelican lag lediglich darin begründet, das es mit Python programmiert wurde, einer Sprache, inklusive eigener Philosophie, mit der ich mich seit einiger Zeit näher beschäftigen will.

Gleich vorweg, wer sich nicht mit der Bedienung der Kommandozeile anfreunden kann oder will, für den ist Pelican sicherlich nicht zu empfehlen. Davon einmal abgesehen, wird jedoch viel geboten, wie zum Beispiel eine ausgesprochen gute englischsprachige Dokumentation und eine große Auswahl an vorgefertigten Themen und Plugins. Das Schreiben von Blogeinträgen ist zudem angenehm simpel gehalten und zwar in Markdown oder reStructuredText, zwei vereinfachten Auszeichnungssprachen mit denen sich reiner Text übersichtlich strukturieren und formatieren lässt.

Mir persönlich gefällt das Offline-Basteln am eigenen Blog. Ich habe alle Ausgangsdokumente, also Texte in Markdown und dazugehörige Bilder, auf dem eigenen Rechner (und woanders als Backup) und lade nur die generierten Seiten auf den Server. Dort kann dann auch nichts mehr schief gehen. Keine Sicherheitsprobleme durch schlecht konfigurierte Datenbanken oder veraltete Plugins und dergleichen. Nur reines HTML und CSS, so wie ich es mag.

Fazit aus dem Maschinenraum

Für die Besucher des Blogs sollten sich die Seiten jetzt schneller aufbauen. Es werden keine Anfragen an externe Scripte mehr gestellt und auf dem Server arbeitet im Hintergrund auch keine Datenbank mehr um die Seiten erst einmal zu erstellen, sie sind ja schon da, statisch halt. Darüber hinaus werden keine Daten von Besuchern aufgezeichnet. Schon vorher wurde für die Besucherstatistik nur ein Minimum verschlüsselt gespeichert. Aber auch das ist jetzt weggefallen.

Immer noch möglich ist die Abbonierung des Blogs mit einem Feedreader, wobei jetzt auch der jeweils gesamte Artikel direkt als Feed zu lesen ist, man also nicht mehr auf den Blog selbst zu gehen braucht. Wer sich einen Artikel ausdrucken will, auf Papier oder als pdf, kann auch dies weiterhin machen. Einfach die Druckfunktion des Browsers nutzen und es wird lediglich der Artikel, ohne Seitenleiste, dafür in einer für Papier angemesseneren Schriftart, gedruckt. Ein klein wenig CSS-Magie macht es möglich.

Und der Maschinist? Der erfreut sich an dem neuen Generator und hofft damit zukünftig in regelmäßigeren Abständen neue Artikel zu veröffentlichen.


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